Tagebuch

08 April 2007

1 Nacht in Kanchanaburi


Leider lagen die 50 US$ pro Uebernachtung bei den Elies weit ueber unserem Budget und so liessen wir uns am Abend mit dem Pickup nach Kanchanaburi fahren. Rucksaecke auf die Ladeflaeche, wir auch, und los gings. Es wurde schon nach 10 Minuten bitterkalt durch den sich verwirbelnden Fahrtwind auf der Pickupladeflaeche. Anne holte ihr Handtuch raus und wir murmelten uns die halbstuendige Fahrt so gut es ging zusammen ein. Es war schon lange dunkel und die Fahrt durch die Nacht so eng zusammengekuschelt liess noch einmal alle Erinnerungen an diesen wunderschoenen Tag auf der Elefantenfarm an uns vorbeiziehen.

Unser Hotel "Jelly Frog" hatten uns Hannes und Kathrin empfohlen, die dort selbst vor der Eliefarm eingekehrt waren. Schon im Dunkeln sahen wir, dass es eine richtig schoene Anlage mit Palmen und Blumen und Haengematten direkt am Ufer des Mekongs war. Die Uebernachtung fuer rund 5 US$ kostete uns nur 1/10 im Vergleich zur Elefantenfarm, dennoch hatten wir das Geld dort sehr gerne bezahlt, um die Fanties mit Nahrung und Medizin zu unterstuetzen, aber unser Budget war nunmal sehr knapp.

Unser Zimmer im Jelly Frog lag in der oberen Etage eines 2-stoeckigen Holzhauses mit durchgehender Balkonreihe. Nichts besonderes, dachten wir uns und legten die schweren Rucksaecke ab. Nach dem vielen Schleppen der Bananenbaeume und deren klebrigen Saft, der uns nun und noch immer von oben bis unten bedeckte, war eine Dusche mehr als bitter noetig. Anne stuerzte sich voller "Vorfreude" als erste unter das kalte Wasserrinnsal, dass aus einem verrosteten Rohrende aus der Wand fusselte. Hilft alles nix, der Dreck muss runter! Und nach 10 Minuten kam sie durchgefroren aus dem Bad, um Reike fuer seine Dusche Platz zu machen. Waehrend Anne noch mit dem Abtrocknen beschaeftigt war, rief Reike ploetzlich aus dem Badezimmer: "Hier kommt irgendwie kein Wasser mehr!". "Versuchs nochmal mit auf und zudrehen!", riet Anne ihm. Aber nichts half. Reike oeffnete die Badtuer und Anne entdeckte einen von oben bis unten eingeseiften Nacktfrosch, dem selbst die Haare mit Shampoo zum Zwiebelchen aufgetuermt standen. "Und nu?".

Anne konnte nicht mehr vor Lachen und kugelte sich auf dem Bett hin und her. Ein Plan musste her. Da unser Bad keine automatische Wasserspuelung fuer die Toilette besass (Standard in SO-Asien), stand ein mittelgrosser Kuebel mit Wasser und Schoepfkelle zum Klospuelen bereit. Anne sah keinen anderen Weg, als Reike mit der Schoepfkelle zu uebergiessen, um das klebrige Duschbad abwaschen zu koennen. Sie konnte sich nciht mehr halten vor Lachen bei dem Gedanken, Reike mit dem Toilettenwasser uebergiessen zu muessen, zumal sich in seinem Gesicht erste grosse Anzeichen des Ekels manifestierten. Wir warteten noch einen Moment und nach rund 15 Minuten war das Problem mit der Wasserpumpe scheinbar behoben und Reike konnte gluecklicherweise seinen Duschgang beenden. An diesem Abend schliefen wir sehr gluecklich unter unserem Moskitonetz ein und traeumten von unseren Elefanten und unserer schoenen warmen Dusche zu Hause.

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07 April 2007

Elephants&Friends Teil II - Ein Tag unter Fanties


Schon beim Aufwachen hatten wir beide das Gefuehl von Schulkindern am ersten Tag des neuen Schuljahres. Voller Vorfreude und Spannung hasteten wir in Richtung Gemeinschaftshaus, wo nach und nach alle eintrafen, um zu fruehstuecken. Das Essen war so koestlich, dass nun selbst die Geschmacksnerven zu frueher Stunde bereits auf Hochtouren liefen. Leider wollte uns trotz massiver Bestechungsversuche niemand so recht die Zutatenliste des Ruehreis verraten, welches durch einen Cocktail aus Kraeutern und Gewuerzen so lecker schmeckte, dass selbst die riesige Schuessel Nachschlag bald alle war. Manche Dinge setzen sich gerade dann im Kopf fest, wenn sie ein Geheimnis bleiben.


Tagesplanung

Heute erfuhren wir eine der Lieblingsspeisen von Elefanten: Bananen. Witzig, dachten wir, eine nette Gemeinsamkeit mit Affen. Doch gemeint waren nicht die Fruechte, wie Farmmitgruender Phot uns zu erzaehlen wusste. Vielmehr fressen die Elies die ganze Pflanze, und davon reichlich.

Deshalb hiess unsere erste Aufgabe fuer den Tag auch Bananen holen. Als wir vor dem Fruehstueck was von Bananen holen aufschnappten, dachten wir an einen Marktausflug und standen bereit mit Taeschchen und FlipFlops bereit. Nun hiess es schnell nochmal zurueck in die Huette, Gelaendetaugliches anziehen.

Minuten spaeter schwangen wir unsere schweren Boots ueber die Ladekante des Pickups, auf denen zwei Bretter von links nach rechts Sitzbaenke improvisierten. An Board waren jetzt zwei Mann in der Fahrerkabine plus Katrin und Hannes und wir sowie die Deutsche, auf der Ladeflaeche. Die Bretter waren splittrig und voller Naegel, und Annes und Reikes Hosen bekamen spontan neue Luftloecher. Mit unglaublichen 80 Sachen bretterten wir hinten auf dem Pickup (uebrigens die meist verbreitetste Transportmethode der Einheimischen) ueber die asphaltierte Piste, wobei wir alle uns vielsagende Blicke zu warfen, bevor der Fahrer nochmals auf 120 beschleunigte und der Gegenwind nun nicht nur jedes Wort schluckte, sondern wir auch reichlich Proteine, wenn wir unsere Gesichter nicht tief hielten. Der Luftdruck presste das Blut raus aus den kleinen Kapillaren unserer Gesichtshaut. Und wenn uns nicht gerade irgendein Insekt traf, fuehlte es sich eigentlich ganz angenehm an, wie eine Massage oder eine Peeling.


Das Bananenfeld


Das Bananenfeld war Teil einer riesigen Plantage. Weil in diesem Klima - ganzjaehrig feucht und heiss - Bananen rund ums Jahr praechtig gedeihen, ist die Plantage unterteilt in Sproesslinge, junge und tragende Stauden sowie den Abgeernteten. Eine Bananenstaude - gut gepflegt - treibt so lange neu aus, bis der sie ernaehrende Boden erschoepft ist. Bananen tragen jedoch nur im ersten Jahr sicher und voll. Daher werden die Pflanzen nach dem ersten Jahr geschlagen, um Platz zu machen fuer frische Triebe der Staude und damit neuen Fruechten. Elephants und Friends sind mit verschiedenen Plantagenbesitzern uebereingekommen, die abgeernteten Pflanzen zu schlagen und gegen ein geringes Entgelt zur Eliefuetterung zu verwenden. Wir folgten den beiden von der Farm, die aus dem am Bananenfeld geparkten Pickup sprangen und mit ihren Macheten bereits in die Dichte der riesigen Bananenblaetter verschwanden.

Aus Deutschland kennt man Bananenstauden meist nicht und so waren wir noch immer von diesen kraeftigen Pflanzen fasziniert. Bananen wachsen sehr schnell. Innerhalb rund eines Jahres erreichen sie eine Hoehe von drei bis fuenf Metern, die Staemme bis zu 30 cm Dicke. Keine Zeit also, um zu verholzen. Daher genuegen auch schon wenige, gezielte Machetenhiebe, um die wie uebergrosse Porreestangen aussehenden Staemme zu Fall zu bringen. Die gefaellten Stauden trugen wir als ganzes, nur besonders grosse Exemplare wurden in handlichere Stuecken zerlegt. Braune, faulige oder trockene Stammstellen wurden gleich dort gelassen, weil sie die dickhaeutigen Feinschmecker spaeter eh verschmaehen wuerden. Zum Glueck liessen sich die Stellen leicht per Hand abschaelen.


Nach rund 30 Minuten war der Pickup voll. Ach ja, wo sollen wir jetzt eigentlich sitzen? Ein zweites Auto hatte uns nicht begleitet. "On top" - war die beilaeufige Antwort. Ach so! Ja, eh, ok! Also oben rauf auf die sorgfaeltig gestapelten Staudenstaemme und ab dafuer. Diesmal ohne die Fahrkabine als Windschutz, die Staemme waren ja auf Kante gestapelt, fuhren wir jedoch auch nur halb so schnell, wie noch auf der Hinfahrt. Als wir nach ein paar ausgewachsenen Schlagloechern beruhigt feststellten, dass wir nicht gleich bei der ersten Unebenheit runter plumpsen wuerden, konnten wir unsere verrueckte Situation fast so richtig geniessen.

Der erste Kontakt

Zurueck vom "Bananenholen" gings gleich direkt zu dem Teil des Gelaendes, wo die Elies wohnten. Unser erster Kontakt. Behutsam und respektvoll naeherten wir uns. Die riesigen Dickhaeuter reagierten zunaechst scheu. Wir zogen uns wieder zur Gruppe zurueck.

Das Eliegelaende liegt sehr idyllisch entlang dem Flussufer des Kwae, wo dichter Busch jedes Stroepern massiv erschwert. Jedem Elefanten, so erfuhren wir hier, ist genau ein Elefantenhueter oder -pfleger bzw. Mahout zugeteilt. Dieser ist fuer ihn verantwortlich, insbesondere beim Fuettern, Baden, Spielen und den Routinegesundheitschecks. Die saftigen Bananenstauden wurden in mundgerechte Hapse zerteilt und wir durften diese nun nach Einweisung an die Fanties verfuettern. Unsere Verstaendigung mit den Pflegern klappte super, auch wenn diese kein Englisch sprachen.

Das Fuettern war der Hammer! Mit einer erstaunlichen Feinmechanik schnappten die Elefanten sich die kurzen Bananenstummel und bissen seitwaerts und vergnuegt von ihnen ab, wie Reike von einem Snickers Cruncher. Der Anblick war zum Schiessen. Wir realisierten, dass die Pickup-Ladung lediglich den Morgensnack fuer diese gewaltigen Tiere darstellte.

Einige aus der Crew begannen derweil die Lichtung am Flussufer und deren glatten Boden von dornigem Geaest zu saeubern, die der in der Platzmitte stehende, riesige schattenspendende Tamarintenbaum beim letzten Sturm abgeworfen hatte. Andere suchten Feuerholz zusammen und wiederum zwei andere hatten Harpunen mitgebracht. Die Harpunen waren aus Bambus, selbstgefertigt und fuers Unterwasserfischen gedacht. Damit hatten sie schon mal Reikes Aufmerksamkeit sicher. "Muesste man doch eigentlich nachbauen koennen..", dachte er sich, als die beiden mit ihnen auch schon im Blau des Flusses verschwanden.

Der Kwae ist ein tiefer, sehr schnell fliessender Fluss, der an dieser Stelle eine groessere Bucht ausbildete, in der das Wasser quasi stand. Nach rund fuenf Minuten tauchte einer der Jungs wieder auf. In der einen Hand seine Harpune, in der anderen einen stattlichen Wels. Waehrend Reike gespannt das Treiben im Wasser verfolgte, hin und wieder einen Dornenast wegschob, stand Anne etwas weiter mit Kathrin und Stretchy interessiert bei einem der Pfleger, der seine Umhaengetasche vorsichtig oeffnete und somit den Blick auf ein Chamaeleon frei gab, das irgendwie nicht so recht gluecklich wirkte. "Och Mensch!", dachte sich Anne noch bei sich, "Der sollte dieses huebsche Haustier wirklich besser behandeln! Hier in dieser schaebigen Tasche geht der doch noch ein.", als der Pfleger das Chamaeleon ploetzlich und ohne Vorwarnung am Schwanz packte und es mit Kraft gegen einen Zaunpfahl schlug, bis nichts mehr zappelte. Die drei Maedchen liess er geschockt zurueck.

Wels und Chamaeleon landeten in der Glut des Lagerfeuers und waren gerade rechtzeitig gar, als der Pickup mit Reis, Curries und weiteren Koestlichkeiten von der Kueche eintraf. Man, war das lecker! So richtig frischer Fisch ist einfach eine Klasse fuer sich und junger Flusswels - dieser hier war gruen und rot gescheckt - mit Salz, Pfeffer und Zitrone am selbst entfachten Lagerfeuer gegart, laesst einen eine ganz eigene, tiefe Zufriedenheit empfinden.

Natuerlich waren wir auch etwas aufgeregt. Schliessliche hatten wir bisher noch nie Chamaeleon gegessen. Dieser machte gerade die Runde und war auf dem Weg zu uns. In Asien werden Tiere, solange sie in den Topf, Ofen oder eben ins Feuer passen, meist als ganzes zubereitet. Von Huehnern mit Kopf und Fuesse waren wir das ja bereits gewohnt. Dieser kleine Freund hier jedoch sah auch gegrillt noch ganz niedlich aus. Neugierde schubste uns ueber unsere innere Hemmschwelle und knapp einen Bissen spaeter stellten wir fest, dass Eidechse wirklich unheimlich lecker schmeckt. Ein bisschen wie Huehnerfluechte vielleicht. Crazy Shit.


Ab in die Wanne

Gut gestaerkt und noch besser gelaunt raeumten wir den Feldtisch (Tuch auf Boden) ab. Sidoh und sein Pfleger ritten an uns vorbei. Bei dem was jetzt kam, wurde uns klar, dass der freigeraeumte Platz am Flussufer der Badestrand fuer die Elies war. Routiniert tapste Sidoh, seinen Pfleger auf dem Ruecken, ins erfrischende Nass. Und kaum war er bis zum Bauch im Wasser verschwunden, begann das grosse Plantschen. Der selbe Elefant, der eben noch so schwerfaellig und traege wirkte, schuettelte sich nun im Wasser derart agil, dass man gar nicht mehr so recht mit verfolgen konnte, was nun Schwanz, was Ohr und was Ruessel war. Und bei allem versuchte sich der Elefantenpfleger angestrengt aber geschickt, oben zu halten. Das war Rodeo in doll, eine Mordsshow, sozusagen.

"Wenn ihr mitbaden wollt, muesst ihr Euch jetzt fertig machen!". Anne guckt Reike an. Reike guckt Anne an. Zwei paar grosse Augen. Dann, zeitgleiches Aufspringen, Umziehen um die Wette und ab zum Wasser.
Sidoh war ein Bulle und der einzige junge Elephant unter all den Senioren. Genau genommen war Sidoh ein ungezogener Luemmel. Seine Benimmschwierigkeiten hatten ihm schon massiv Aerger eingebrockt. Als Arbeitselefant im Holzbau wurde er von einem Mahout zum naechsten gereicht. Allerdings war Sidoh ziehmlich aggro und es kam immer wieder zu kleineren Zwischenfaellen, so dass sich niemand so richtig mit ihm beschaeftigen wollte.

Hier war Sidoh nun und hatte in seinem noch jungen Pfleger seinen Meister gefunden. Der war zwar duenn wie eine Speiche, hatte Sidoh jedoch einwandfrei im Griff. Nun tobten die zwei also im Fluss und als sich von den anderen niemand ins Wasser traute, ging Reike als erster. Sidoh senkte sich auf Speiches Kommando, Reike stieg hoch, Sidoh stand wieder auf. Gerade in aufrechter Haltung, warf sich das tonnenschwere Tier in ruckartigen Bewegungen von links nach rechts, schuettelte sich behaende wie Hunde, die ihr Fell trocknen wollen, kam zur Ruhe, waegte somit in Sicherheit und belehrte uns Sekunden spaeter eines besseren. Reike hielt sich ganz anstaendig, die Messingkette fest umklammert, doch den Pfleger hinter ihm warf es immer wieder in meterhohen Boegen ab in den Fluss. Sidoh war jedoch nicht irre, wie man haette meinen moegen, sondern schlau und sensibel und wollte spielen. Sobald sein Pfleger den Halt verlor und ins Wasser klatschte, hielt der Bulle in Sekundenbruchteilen inne, besorgt, seinen Freud und Mahout nicht zu verletzen, und wartete, bis dieser wieder aufgesessen und Halt gefunden hatte, bevor das Erdbeben aufs neue losbrach. Auch Reike warf es nun mehrfach ins Wasser, wobei weggeschleudert es besser trifft als runtergefallen. Es war ein Heidenspass. Schon beim Zusehen.

Als naechstes ging mit Kaewta eine Elefantenkuh Jahrgang '51 in die Wanne. Ihr deutlich gesetzteres Gemuet lockte nach Stretchy jetzt auch Anne und Kathrin ins Wasser. Sie schaufelten sich einen Weg durch die heufladigen Elefantenhaufen, die die Elies wohl beim Kaelteschreck haben fallen lassen und mit denen bereits die halbe Bucht vermient war. Auch Kaewta setzte sich auf die Knie, um Kathrin und Anne einen besseren Aufstieg zu ermoeglichen.

Nicht so recht in Badelaune, musste Kaewtas Pfleger die Omi ein wenig manoevrieren. Dies geschieht mit einem Eisenhaken, der den Elies ins Ohr gepiekt wird. Aber nur ganz vorsichtig, wie man uns versicherte, nicht wie bei den Arbeitselefanten, denn Elefanten sind an ihren Ohren sehr empfindlich. Mit den Kommandos wohl vertraut, senkte Kaewta immer wieder abwechselnd Haupt und Hintern ins Wasser, legte sich auf die Seite bis zwei dicke Fuesse rausguckten und drehte sich auf die andere Seite. Immer dann mussten wir natuerlich schnell auf die Seite der Dickhaeuter krabbeln, um unseren eigenen Kopf im Trockenen zu halten. Das war richtiger Sport. Manchmal tauchten die Elefanten sogar komplett unter und man holte besser rechtzeitig Luft, bevor die Wassermassen ueber den Elieruecken und einem selber zusammen klatschten wie Brandungswellen. An Land Zuschauende sahen dann nur noch den Ruessel aus dem Wasser luschern, der sich Okularmaessig in der Gegend umherdrehte.

Auch Anne und Kathrin hatten einen riesen Spass mit ihrer zahmen Elefantendame, wuschen ihr fein saeuberlich den aufgeweichten Schlamm aus der faltigen Lederhaut und bekammen erst einen gehoerigen Schreck, als das Tier ploetzlich aus dem Wasser tapste, ausgerechnet in dem Moment, wo ihr Pfleger im Wasser umherschwomm. "Oh Gott!", meinten die beiden, "wenn wir hier runter knallen, brechen wir uns saemtliche Knochen!". Denn ploetzlich hingen ihre Fuesse nicht mehr im Wasser sondern rund 2 meter fuftsch ueber dem Erdboden. Aber alles ging gut und der Pfleger kam schnell hinterher, um Kaewta fuer eine zweite Runde zurueck in den Fluss zu holen.

Wir alle hatten mordsmaessigen Spass. Und als wir nach der Badesession noch ein wenig ins saubere Ende der Bucht schwammen, funkelten unsere Augen und wir schnatterten begeistert ueber das gerade erlebte, den Fluss und das urwaldige Ufer, Berge und knallblauer Himmer als passende Kulisse.
Zum Abendbrot noch einmal Bananen

Nach der ausgibigen Badeaktion hiess es erneut, Bananen fuer die Fanties zu holen - Abendbrot. Schnell fuhren wir zu den Huetten, die nassen Klamotten gegen Gelaendefestes getauscht, und wieder rauf auf den Pickup. Diesmal waren es nur Kathrin, Hannes und wir zwei.

Wir hatten schon auf der Hinfahrt einen riesen Spass und unterhielten und verstanden uns prima. Krass war, dass Hannes vor einigen Jahren bei einem schweren Autounfall das Bein etwa mittig des Schienbeins bis auf eine schmale Hautbruecke abgetrennt wurde. Die Aerzte in Oesterreich leisteten hervorragende Arbeit und flickten das so schwer verletzte Bein wieder zusammen. Hannes und Kathrin gingen absolut laessig damit um, was uns schon irgendwie beeindruckte. Unterm Strich, so Hannes, sei er sogar dankbar. Durch den unerwartet guten Ausgang dieses schweren Unfalls, bei dem er mit seinem Pkw am Stauende unter einen Laster geschoben wurde, und waehrend der anschliessenden jahrelangen Physiotherapie bekam sein Leben eine Wendung. Er fing an zu reisen, alles bewusster und dankbarer zu durchleben und zu erkennen, dass Beruf nicht alles ist. Und das, obwohl er gerade auf der Hoehe seines beruflichen Erfolgs steht. Verrueckt, was einem manchmal im Leben wiederfahren muss, um Klarheit zu gewinnen. Und so manch einer koennte sicherlich viel fuer sich aus dieser Geschichte ableiten. Ein tolles Paar.

Diesmal jedenfalls ging es zu einer anderen Plantage, versteckt tief in einem Waldstueck. Das war fuer uns natuerlich 1A, denn so konnten wir noch einmal einen anderen, diesmal sehr bergigen Teil der Landschaft Thailands sehen. Die Bananenstauden auf diesem Feld waren deutlich kraeftiger gewachsen. Mehr zu schleppen. Wir machten uns daran, uns Staemme auszusuchen und Reike war ganz Feuer und Flamme, als er einen besonders gewaltigen Stamm von gut 30 cm Durchmesser selbst faellen durfte. Schon nach dem ersten Hieb mit der Machete, schoss eine Wasserfontaene aus dem geoeffneten Spalt. Wahnsinn wie saftig die Dinger waren!

Wir machten uns einen Spass daraus, die Staemme in Maedchenstaemme und Maennerstaemme aufzuteilen. Auch bei diesem kleinen sportlichen Wettstreit, vor allem zwischen Hannes und Reike, war bei Hannes keinerlei Einschraenkung durch sein Bein zu bemerken, was irgendwie noch doppelt so cool war. Wir schleppten die Bananen durchs Feld richtung Pickup und hieften die Teile rauf, einer der Hueter stapelte alles und wir schwitzten dabei wie bolle, sauten uns von Kopf bis Fuss mit Bananenstaudensaft ein und klebten voller Blaetter und Ungeziefer. Allein, sich mal wieder richtig koerperlich zu betaetigen, tat richtig gut. Und als der Pickup erneut bis Oberkante Unterlippe bepackt war, waren wir mit unserer Arbeit sehr zufrieden.

Eine alte Frau, die zur Bananenfarm gehoerte, brachte uns als kleine Belohnung eine paar Wasseraepfel und .. aehhm .. kleine roetliche Beeren, bedes koestlich. Die Frage nach dem wo wir denn da noch sitzen sollten, klemmten wir uns diesmal, schwangen uns nach ganz oben auf die Ladung und verliessen die Plantage, die Abendsonne im Ruecken. Einige Kilometer spaeter hielt der Farmchef Phot nochmal am Wegesrand, sprang in einen Provinzshop und kam mit zwei handvoll eisgekuehlter Biere wieder heraus. Seine Belohnung fuer unsere gute Arbeit. Sehr gluecklich fuhren wir die weiter Strecke zurueck zu Elephants and Friends.

Dort angekommen entluden wir flux den Pickup und kehrten zurueck zum Haus, wo das Abendbrot bereits wartete. Hier assen wir auch zum ersten mal Jackfrucht - oder Catnun - eine kuerbisgrosse aber eher eirigfoermige, gruengelbe, stachelige Frucht mit Ananasgelbem Fruchtfleisch, die an den Staemmen grosser Laubbaeume waechst und deren Fleisch mit einem angenehmen Fruchtsaeuregehalt hart, kaum saftig aber fruchtig suess schmeckt. Die gelappte Form, Farbe und Konsistenz erinnerten an den Schwefelporling, einen auch in Deutschland zu findenden Riesenbaumbilz.
Wir hatten nur fuer einen Tag bezahlt und so heiss es fuer uns nach dem Essen Rucksaecke packen. Schnell tauschten wir noch Bilder, Videos und Emailadressen aus, bevor uns Phot fuer 250 Baht (rund fuenf Euro) ins nahegelegene Kanchanaburi fuhr. Wir waren etwas wehmuetig, die Eliefarm schon wieder verlassen zu muessen, auch haben wir die Gesellschaft insbesondere von Kathrin und Hannes sehr genossen. Aber die Fuelle an Eindruecken und Erfahrungen, die wir hier in 24 Stunden gesammelt hatten, war gigantisch und wuerde einiges an Verarbeitungszeit in Anspruch nehmen. Elephants and Friends - sicherlich eines der grossen Highlights auf dieser fantastischen Reise.



Bildergalerie und Video: Auf der Elephantenfarm (suedlich von Bangkok)

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06 April 2007

Elephants&Friends Teil I - Zu den Fanties


Fahrt zur Elefantenfarm
Nachdem wir um 11 in unserem Hotel, nahe der Khao San ausgecheckt hatten, schlugen wir uns mit samt allen Taschen und den schwer bepackten Rucksaecken quer durch die Strassen Bangkoks. Das Ziel war der grosse Busbahnhof, von dem stuendlich die Busse nach Kanchanaburi abfahren. Wir wollten noch heute auf der Elefantenfarm ankommen - schliesslich hatten wir das auch so im vorhinein dank Skype telefonisch vereinbart - und unsere Chancen standen nicht schlecht. Die vierstuendige Busfahrt war sehr bequem im gepflegten Reisebus mit Klimaanlage, nicht zu vergleichen mit den Strapazen aus Kambodscha. Wir waren mal wieder, wie schon zuvor so oft, die einzigen Europaeer im Bus und hatten uns mittlerweile daran gewoehnt, alle Blicke auf uns zu ziehen. Unser mageres Reiseproviant bestand aus einer Packung Kruemelkeksen und einem kleinen Wasser, das wir voellig ueberteuert noch am Busbahnhofskiosk erstanden hatten.

Das Glueck war uns hold und so konnten wir in Kanchanaburi noch den letzten Anschlussbus des Tages um 17:25 Uhr direkt zur Elefantenfarm erwischen. Die Zwischenzeit vertrieben wir uns auf dem Frischmarkt, der wieder unzaehlige, fuer uns exotische Obst- und Gemuesesorten auf hoelzernen Tischchen und in Kartons praesentierte. Reike hatte bereits riesigen Hunger und so erkundeten wir den Marktplatz nach dem leckersten und guenstigsten Mittagsgericht fuer den kleinen Vielfrass. Anne kaufte sich ein Pfund der stacheligen Litschis, wie sie auch in den Asialaeden in Deutschland manchmal zu finden sind. Aber an der Tuete Schokoladenkekse fuer umgerechnet 50 Cent sind wir auch diesmal nicht vorbeigekommen. Wir stiegen guter Dinge in den Bus und los ging die einstuendige Fahrt zu Elephants&Friends mit weit geoeffneten Fenstern und die frisch duftenden Litschis lagen auf unsrem Schoss.

Es war ungefaehr halb sechs, kurz vor dem Dunkelwerden, als wir endlich die lange Einfahrt zur Elefantenfarm entlang stiefelten. Riesige Huehnergoetter - 2x2x2 Meter aufwaerts - saeumten den Sandweg. Durch die gewaltigen Loecher konnte man locker hindurch krabbeln. Wir buckelten vorbei an Wasserloechern, klapprigen Holzverschlaegen und gerodeten Flaechen, immer Ausschau nach Elefanten haltend. Schliesslich erreichten wir die kleine Gemeinschaft aus Farmarbeitern, Elephantenhuetern und arbeitswilligen Touris. Sie sassen zusammen in dem ueberdachten aber teils offenwandigen Gemeinschaftsbereich, gleichzeitig Besprechungsraum, Kueche und Essbereich. Nur von Elefanten weit und breit noch keine Spur.


Spaete Ankunft

Alle waren sichtlich ueberrascht, uns auf der Zufahrt zu entdecken, denn so spaet fuhr normalerweise kein oeffentlicher Bus mehr. Aber wir hatten maechtig Schwein und der Fahrplan wurde nur wenige Wochen zuvor umgestellt. Wir wurden in die letzte der drei Bambushuetten gefuehrt, die fuer Arbeitsbesucher vorgesehen waren und stellten unsere Rucksaecke in die schoene Huette mit ihren zwei grossen Betten, die bereits von Mosquitonetzen ueberhangen waren und somit dem durch und durch hoelzernen Raum den Charme eines kleinen Schlosszimmers mit Himmelbett verliehen.

Doch es zog uns gleich wieder zuruck ins Gemeinschaftshaeuschen. Nicht zuletzt, weil uns bei Ankunft ein verfuehrerischer Duft aus der Kueche die unmittelbar bevorstehende Abendbrotszeit signalisierte. Aber auch, um die dort bereits Versammelten kennen zu lernen beziehungsweise uns selbst vorzustellen.

Da waren ein deutsches und ein oestereichisches Paerchen, der Besitzer und seine kleine Tochter, die Koechin, mehrere Farmhelfer und Elefantenpfleger sowie zwei weitere Westliche - ein Australier und eine Niederlaenderin - die es als Langzeithelfer bereits seit Jahren an die Elefanten fesselte.

Erster gemeinsamer Abend

Der Duft aus der Kueche versprach nicht zuviel. Der Reis und die verschiedenen Curries, mit Huehnchen, vegetarisch und allerlei Zauberhaftes aus der thailaendischen Kueche waren reichhaltig und sehr sehr lecker und trieben uns durch ihre Schaerfe wieder die ein oder andere Glueckstraene in die Augen.

Der Abend verging sehr schnell mit einem Singha-Bier und es zeichnete sich bereits ab, dass wir uns mit Hannes undKathrin ganz toll verstehen wuerden. Das deutsche Paerchen - Mitte 20 - war auch sehr amuesant. Sie war Anhaengerin der alternativen Heilmedizin und bot ihrem Koerper physische Ausgeglichenheit, indem sie sich an allen zur Verfuegung stehenden Pfosten und Baenken dehnte und streckte. Beide Beine um 180 Grad Winkel zueinander, unterhielt sie sich in nicht so recht natuerlich klingender spritueller Art und fiel nicht nur ihrem Freund immer wieder dann und wann belehrend ins Wort. Einfach zum Knuddeln, dachten wir uns.

Er wiederum war eigentlich ein Netter. Interessant war auch seine Art zu Reisen. Mit LapTop und Universalstromadapter ausgestattet, verband er das Angenehme mit dem Nuetzlichen. Als Freischaffender Webdesigner war der Ort seines Schaffens unabhaengig von allen Kunden. Man - dachten wir - muss das hart sein. Sich selbst so sehr zu disziplinieren, dass man im Zweifelsfall eben am Computer hockt, um den aktuellen Auftrag zu Ende zu fuehren, anstatt den Rufen von Sonne, Meer und Urwald oder seiner Freundin nachzugehen. Und so arbeitete der Deutsche beschaulich jeder Ebbe in seinem Reisebudget entgegen.


Elephants&Friends - Die Geschichte

Es war schon witzig! Soweit weg von aller Zivilisation in einer so grossen Gruppe (sechs), mal wieder deutsch zu sprechen, tat irgendwie gut! Elephants&Friends war eine Art Seniorenstaette fuer Elefanten. Ausgebrannte Arbeitselephanten koennen hier einen wuerdevollen Lebensabend verbringen. Als gemeinnuetzige Organisation verwenden die Betreiber das Tagegeld der helfenden Besucher zum Kauf von Lebensmitteln und weiterem Weideland fuer die Fanties. Soviel wussten wir - dies und der faszinierende Gedanke, einmal mit Elefanten zu arbeiten, waren auch Grundlage unserer Entscheidung, selbst hier her zu kommen und mit anzupacken. Wenn auch nur einen einzigen Tag, denn das Tagegeld betrug rund 25 US$ pPN und schlug daher kometenmaessig in unser Budget ein.

Am Esstisch und zusammen mit den anderen erfuhren wir weitere Deteils, unter anderem die tragische Geschichte der Farmgruender. Eine Niederlaenderin und ein Thai liebten nicht nur einander, sondern auch die Elies. Und zwar so sehr, dass sie Elephants&Friends aufbauten, hier im thailaendischen Busch. Vor rund einem Jahr dann fing sie sich eine banale Infektion ein. Fieber kam und die Abgeschiedenheit, welche sich beide fuer die Elefanten wuenschten, wurde ihr zum Verhaengnis. Sie starb nach nur zwei Tgen. Ein umrahmtes Bild an der Wand und die 3-jaehrige Tochter, die nun friedlich in der Haengematte schlief, erinnerten an sie.

Naturschauspiel

Trotz der Tragik machten die Elefantenfreunde jeden Tag weiter. Niemand jedoch konnte uns genau sagen, was uns am morgigen Tage erwarten wuerde. Wir spekulierten zu sechst, als ein Schwarm hunderter Insekten aus dem Dunkeln kommend an uns vorbei in Richtung Leuchtstoffroehre rauschte. In Suedostasien gilt die Regel "Eine Lampe, ein Gecko". Und als der Gecko der Leuchtstoffroehre sich schmatzend an sein gefluegeltes Abendbrot machte (wer kennt noch das Maerchen Tischlein Deckdich?), lockte dies wiederum rund ein dutzend weiterer dieser kleinen hellgruenden Zwerge mit Saugnapffuessen an. Zusammen schnappten sie sich ein Insekt nach dem anderen. Termiten, wie wir spaeter erfuhren. Spuckten nur die durchsichtigen Fluegelpaare wieder aus und machten keine Gefangenen. Anstatt die Gefahr zu wittern, schwirrten die Termiten wie gebannt um das Licht. Dieses fantastische kleine Naturspektakel war nach nur fuenf Minuten vorbei. Uebrig blieben die vollgefressenen Echsen, die Baeuche nun aufs Doppelte angeschwollen, und ein Haufen farbloser Fluegel. Unser letzter Eindruck, bevor wir uns alle Gute Nacht sagend voneinaner verabschiedeten.

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